Page 10 - DRW Gemeinsam - 07/2021
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„Es ist faszinierend, wie viel Leben und Emotionen
in kleinsten Handlungen stecken“
Inklusion durch Kunst: Ein Interview mit Romano Gurgi-Mondigi zur Veranstaltungsreihe „Unsere Spuren.“,
die bis zum 17. September in Augsburg stattfindet
Herr Gurgi-Mondigi, wie sind das Kunst? Wenn nein, war-
Sie auf den Titel „Unsere um eigentlich nicht? Auch
Spuren.“ gekommen? unsere Künstler beurteilen
Romano Gurgi-Mondigi: das ganz unterschiedlich.
Der Titel speist sich zum Nicht alle sind immer zufrie-
einen aus Lebensfragen, die den mit dem Resultat ihres
wir wohl alle irgendwann Schaffens. Andere strahlen
einmal stellen: Wie kann ich vor Stolz nach der Fertigstel-
überhaupt Spuren hinterlas- lung und rufen mit in die
sen? Wie sichtbar und prä- Luft gereckten Armen: ,Ich
gend müssen Spuren sein? bin ein Künstler!‘
Wer bestimmt, wessen Spu- Und schließlich: Nach der
ren relevant sind? Mit Blick letzten Ausstellung 2013 war
auf Menschen mit Behinde- es mal wieder an der Zeit,
rung könnten wir fragen: Wie unseren Künstlerinnen und
wird scheinbar Unscheinba- Künstlern eine neue Chance
res sichtbar? zur Präsentation ihrer Werke
Aber genauso bezieht sich zu geben und damit die
der Titel auf die Kunst. Wir Möglichkeit, im öffentlichen
betreiben seit vielen Jahren Raum Spuren zu hinter-
eine Kunst- und Kreativ- lassen.
Werkstatt in der gemein- Für das Programm haben
schaftlichen Wohneinrich- Sie mit dem „moritzpunkt“
tung für Menschen mit Be- einen Partner gewinnen
hinderung Don Bosco in können. Was verbindet Sie
Augsburg. Die Besucher dort miteinander?
malen, skulpturieren und
basteln. Die Ergebnisse hän- Romano Gurgi-Mondigi: Renovierung der Kirche war auch von außerhalb unserer
gen oder stehen auf Gängen, Unsere Geschäftsstelle der die erneute Anfrage bei Mi- Einrichtungen. Im Laufe der
in Zimmern, bei Angehörigen Ambulanten und offenen chael Grau, Kulturreferent in Jahre haben sie eine ganze
zuhause oder liegen in Hilfen sowie das Büro der St. Moritz, und Leslie Seymor, Reihe von Kunstwerken ge-
Schubladen. Alles ganz per- Offenen Behindertenarbeit Pastoralassistentin und Lei- schaffen, wovon wir nur eine
sönliche Spuren. Und auch des Dominikus-Ringeisen- tung des „moritzpunkt“, er- kleine Auswahl an Exponaten
da stellen sich Fragen: Ist Werks liegen innerhalb der folgreicher. Aus der anfängli- präsentieren können.
Pfarrei St. Moritz. Auch die
Bewohner des ‚Citywohnen‘, chen Frage nach einem Aus- Hier stehen die Freude am
Zur Person: zweier Wohngruppen für stellungsort wurden im Ge- freien Umgang mit Farben
spräch sehr schnell erste
Romano Gurgi-Mondigi erwachsene Menschen mit gemeinsame Ideen zu die- und das Arbeiten mit ver-
(58) ist Heilerziehungs- Behinderung, haben hier ihr sem Projekt. schiedenen Materialen im
pfleger und Künstler. In Zuhause. Vordergrund. Der Hilfebedarf,
der Wohneinrichtung Die Kirche St. Moritz ist ein Wer sind die Künstler, den Einzelne beim kreativen
Don Bosco des Domini- wunderbarer Ort der Einkehr die Sie ausstellen? Schaffen haben, erstreckt
kus-Ringeisen-Werks in und Ruhe inmitten der um- Romano Gurgi-Mondigi: sich von der konkreten
Augsburg leitet er die triebigen Stadt und eine Die Arbeiten stammen aus- Handführung über die stell-
Kunst- und Kreativ- bekannte Institution für Spi- schließlich von Menschen vertretende Ausführung nach
Werkstatt, deren Arbei- ritualität, Kunst und Kultur mit unterschiedlichen Behin- Anweisung bis zum gänzlich
ten bei „Unsere Spuren.“ in Augsburg. Wir hatten be- derungen. Die Besucher un- eigenständigen Gestalten.
im moritzpunkt Augs- reits früher einmal die Füh- serer Kunst- und Kreativ- Hierbei sind Beratung zu
burg bis 17. September ler nach St. Moritz ausge- Werkstatt kommen aus stati- Materialien und der Werk-
2021 gezeigt werden. streckt. Damals leider ohne onären und ambulanten zeuggebrauch immer Be-
Erfolg. Doch jetzt nach der Wohnformen des DRW aber standteil der Unterstützung.
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