Page 30 - DRW Gemeinsam - 10/2020
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       Bezirkstagspräsident:

       „Komplexstandorte


       werden benötigt“


       Martin Sailer plädiert für mehr
       Engagement des Freistaats Bayern
       bei Sanierungen, die vom Gesetz
       gefordert werden
       Bezirkstagspräsident Martin Sailer will an Komplex-
       standorten in der Behindertenhilfe festhalten. Zwar müs-      Bezirkstagspräsident Martin Sailer (ganz links)
       sten Träger wie das Dominikus-Ringeisen-Werk (DRW) unter-     und Dr. Hans Reichhart (2. v. r.) tagten zusam-
       schiedliche Einrichtungen, die sich wie in Ursberg an einem   men mit den DRW-Vorständen (v. l.) Josef Liebl,
       Standort befinden, fachlich-konzeptionell weiterentwickeln    Walter Merkt (Vorstandsvorsitz) sowie Michael
       und dabei eng mit dem Bezirk Schwaben, der einen Großteil     Winter und (nicht im Bild) Wolfgang Tyrychter
       der Sozialausgaben finanziert, zusammenarbeiten. „Aber
       Komplexstandorte wie Ursberg werden aufgrund ihres viel-  die dann fehlenden Wohnplätze wiederum Ersatz durch
       fältigen Angebotes auch weiterhin benötigt. Der Bezirk   Neubauten beschaffen, um wirtschaftlich arbeiten zu kön-
       Schwaben und das DRW müssen einen gemeinsamen Weg      nen. Dieser Zusammenhang der doppelten finanziellen
       gehen“, so Sailer bei einem Arbeitstreffen mit dem Vorstand   Belastung sei in der Förderlandschaft bislang jedoch zu
       des DRW und dem damaligen bayerischen Bauminister und   wenig berücksichtigt worden, so Sailer. Eine Alternative zur
       heutigen Landrat Dr. Hans Reichhart in Ursberg. Träger wie   oft langwierigen staatlichen Förderung, nämlich Investo-
       das DRW weisen immer wieder darauf hin, dass gerade tradi-  renmodelle mit privaten Geldgebern zur Finanzierung des
       tionsreiche und gut ausgebaute Komplexstandorte für Men-  sozialen Wohnungsbaus, ziehe der Bezirk ernsthaft in Er-
       schen mit Behinderung bei Sanierungen zu wenig gefördert   wägung, sagte der Bezirkstagspräsident.
       werden. „Orte wie Ursberg zeichnen sich durch eine breite
       Angebotspalette für Menschen mit Behinderung aus. Sie   Reichhart: Anfragen nach Plätzen
       sind ein Schutzraum mit vielen Synergien. Hier gibt es eine   werden zunehmen
       exzellente medizinische Versorgung, ein Netz von psycholo-  Der jetzige Günzburger Landrat Hans Reichhart, auch Mit-
       gischen und pädagogischen Fachdiensten und kurze Wege   glied im Stiftungsrat des DRW, forderte eine auskömmliche
       zwischen den verschiedenen Einrichtungen. Es gibt Wohn-,   Finanzierung in der Behindertenhilfe, zumal „die Nachfrage
       Arbeits- und Freizeitmöglichkeiten für Menschen in ver-  nach stationären Plätzen zunehmen wird, z.B. auch bei
       gleichbaren Lebenslagen und eine große Offenheit in der   Menschen mit psychischer Erkrankung. Darauf brauchen
       Begegnung von Menschen mit und ohne Behinderung“, sagte   wir Antworten und wir brauchen deshalb auf Dauer auch
       der DRW-Vorstandsvorsitzende Walter Merkt.             die Plätze an Komplexstandorten“, so Reichhart. Für eine
                                                              Lockerung des Pflegewohnqualitätsgesetzes sehe er poli-
       Investorenmodelle werden geprüft
                                                              tisch zwar keine Mehrheiten, auch wenn zurzeit eine Revi-
       Bezirkstagspräsident Sailer sieht bei der Finanzierung von   sion des Gesetzes laufe und sich der Sozialausschuss des
       staatlich auferlegten Sanierungsmaßnahmen auch das     Landtags mit dem Thema befassen werde. Trotzdem müsse
       Land in der Pflicht: „Es braucht ein abgestimmtes Ertüchti-  man sehen, „ob aufwendige Ertüchtigungen und Neubau-
       gungsprogramm. Der Freistaat muss dabei eine entschei-  ten zur Kompensation von wegfallenden Plätzen aufgrund
       dende Rolle spielen.“ Insbesondere die schlechten Finan-  eines Gesetzes auf Dauer finanziell darstellbar seien“.
       zierungsmöglichkeiten von Umbaumaßnahmen, die durch    Reichhart plädierte deshalb für einen „im Vollzug hand-
       das bayerische Pflegewohnqualitätsgesetz nötig würden,   habbaren Weg, mit den hohen Kosten der Ertüchtigung
       wurden von der Runde kritisiert. Die einhellige Meinung:   von Gebäuden umzugehen“.
       Es drohe in der Pflege und in der Eingliederungshilfe in
       Bayern auf Dauer ein Versorgungsengpass durch wegfal-
       lende Zimmerkapazitäten. Träger, die ihre bestehenden
       Wohnhäuser gesetzeskonform umgestalten, um aus-
       schließlich Einzelzimmer bieten zu können, müssten für


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