Page 35 - DRW Gemeinsam - 10/2020
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Sie für uns...


       Seite an Seite für

       eine gute Sache


       Elfriede brauchte unbedingt Hilfe.
       Was sie erlebt hat und wer ihr geholfen hat,
       schildert ABW-Mitarbeiterin Saskia Kastello

       In einem kleinen Weiler im Unterallgäu lebt Elfriede W. (58)
       alleine in einem Holzhäuschen. Ihr Sohn wohnt weit weg,
       kümmert sich aber rührend um seine Mutter und kommt
       regelmäßig vorbei. Elfriede wird zudem seit Mai dieses
       Jahres vom Ambulant Betreuten Wohnen (ABW) des Domi-
       nikus-Ringeisen-Werks unterstützt.

       Elfriede hat mit ihrem Mann einen Bauernhof bewohnt,
       der 2009 tragischerweise abgebrannt ist. Das Ehepaar leb-
       te anschließend zwei Jahre in einer Notunterkunft, bis mit
       Hilfe des Sohnes und der Verwandtschaft ein kleines Holz-                   Moritz, der jüngste der ehren-
       haus erbaut werden konnte. Dieses wurde aufgrund man-                       amtlichen Mitarbeiter, in Aktion
       gelnder finanzieller Mittel jedoch ohne großen Komfort
       errichtet. Die Holzfassade des Hauses war völlig unbehan-  Gleichzeitig konnten sechs Betreute im ABW für das Projekt
       delt und beheizt wird es komplett mit einer elektrischen   begeistert werden. Dies waren teilweise Kollegen von Elfrie-
       Wandheizung. Es besteht aus drei kleinen Zimmern, einem   de aus der Werkstatt für behinderte Menschen (WfbM) in
       Bad und einer kleinen Wohnküche.                       Mindelheim und teilweise auch Menschen, die sie vorher
                                                              gar nicht kannten, die ihr aber etwas Gutes tun wollten. Mit
       Der nächste Schicksalsschlag                           weiteren Spendengeldern konnte dann sogar noch ein klei-
       Nachdem sich alle von dem Brand einigermaßen erholt    ner Obulus für die Helfer gegeben werden.
       hatten und wieder Ruhe bei Familie W. eingekehrt war,   Federführend bei der Aktion „Mein neues Zuhause“ war
       verstarb ganz plötzlich Elfriedes Ehemann. Zu Hause erlitt   ein Mitarbeiter des ABW, der in seinem ersten Beruf Hand-
       er einen Herzinfarkt und starb im Beisein seiner Frau, noch   werker ist. Er arbeitete und organisierte die Baustelle eh-
       bevor der Krankenwagen angekommen war. Noch heute ist   renamtlich sogar während seines Urlaubs. Drei weitere
       die Trauer bei Elfriede spürbar, wenn sich Erinnerungen in   Mitarbeiterinnen kamen ebenfalls in ihrer Freizeit, um zu
       den Alltag schleichen.                                 helfen. Die Mitarbeiter des ABW, die im Dienst waren, un-
       Ihr Haus war Wind und Wetter ausgesetzt und seine Sub-  terstützten Elfriede bei der Verpflegung der Helfer – und
       stanz litt zusehends. Bevor es aber irreparabel geschädigt   die war wirklich fürstlich.
       wurde, bat Elfriedes Sohn einen Maler um einen Kosten-  Innerhalb einer Woche wurde so mit vereinten Kräften aus
       voranschlag. Dieser belief sich auf ca. 7000 Euro – eine   einem grauen, tristen Holzhaus ein kleines, rotes Schwe-
       Summe, die weder Elfriede noch ihr Sohn zur Verfügung   denhäuschen. Als positiver Nebeneffekt ergaben sich für
       hatten. Eine gute Idee musste her.                     Elfriede neue soziale Kontakte, die ihr sichtlich gut tun.

       Kreative Ideen für Elfriede                            Viele helfende Hände
       Das Ambulant Betreute Wohnen (ABW) kam auf die Idee,   Die Stimmung auf der Baustelle, beim Streichen und auch
       ein großes Spenden- und Ehrenamtsprojekt für Elfriede   beim Zurückschneiden der Büsche in Elfriedes Garten war
       ins Leben zu rufen. Gemeinsam machten sich die Leitung   ausgelassen und jeder hat konzentriert seine Arbeit erle-
       der Offenen Hilfen im Unterallgäu, kreative Mitarbeitende   digt. Das Schöne an diesem Projekt war, dass Menschen mit
       und das Zentrale Spendenwesen des Dominikus-Ringeisen-  Behinderung sich ehrenamtlich für einen Menschen in einer
       Werks an die Ideensammlung. Und es wurde tatsächlich   Notlage eingesetzt haben. Viele helfende Hände konnten
       etwas auf die Beine gestellt.                          Elfriede ein tolles neues Zuhause bescheren: Mitarbeitende

       So fand sich ein großes Farbengeschäft, das die Fassaden-  und ABW-Klienten Seite an Seite für eine gute Sache. Elfrie-
       farbe im Wert von rund 1300 Euro komplett spendete. Ein   de meinte am Ende, dass ihr Mann stolz und glücklich ge-
       Malergeschäft sponserte Pinsel, Folien, Werkzeug und sogar   wesen wäre, wenn er das Haus jetzt sehen könnte.
       eine Spezialfarbe für die Ortgangbretter des Daches.




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