Page 40 - DRW Gemeinsam - 10/2021
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Das Porträt
                        Adressfeld für den Postversand

























           Dominic Münzl, Haustechniker

           Von Corona an die Ahr


           Seinen Arbeitgeber kennt Dominic Münzl eigentlich fast
           nur im Krisenmodus. Seit Oktober 2019 ist der 37-Jährige
           als Haustechniker für das DRW in Schwabmünchen und
           Augsburg zuständig. Als wenige Monate später das Corona-
           Virus so richtig aufdrehte, empfand er das als „krassen
           Schnitt“, wie er sagt. Obwohl die Pandemie noch nicht vor-  Von dort aus fahren die beiden nach Bad Neuenahr. Was
           bei ist, zieht er jetzt im Rückblick ein positives Zwischenfa-  sie beeindruckt: Die Solidarität zwischen Betroffenen und
           zit: „Ich finde, dass wir alle die Krise gut gemeistert haben,   Helfern ist enorm. „Wir wurden wie Freunde empfangen,
           auch wenn es zeitweise sehr schwierig war.“ Das hat zu-  die Leute waren sehr dankbar, dass wir da waren.“ Den-
           sammengeschweißt, findet er.                           noch ist der Anblick, der sich den beiden bietet, verstö-
                                                                  rend: „Es gab eine unglaubliche Zerstörung, Müllberge
           Mit Menschen zu arbeiten ist für Dominic Münzl ohnehin   ohne Ende, Staub, Gestank und viele Menschen, die immer
           mehr als ein Beruf. Er sieht es eher als Berufung, dass er   noch unter Schock standen.“ Dabei war der „Müll“ bis vor
           als Handwerksmeister seine Fähigkeiten zum Wohl von    Kurzem noch die Existenz von zahllosen Menschen. „Man
           anderen einbringen kann. „Die Dankbarkeit und den Re-  trägt die privatesten Dinge aus dem Haus und wirft sie auf
           spekt, den mir die Menschen mit Behinderung und die    die Straße. Das ist uns sehr nahegegangen. Wir kamen uns
           Kolleginnen und Kollegen entgegenbringen, das ist etwas   vor wie in einer Gefühlswaschmaschine. Unglaubliches
           Wunderbares“, sagt er.                                 Leid, Schicksale, die sprachlos machen und dann wieder
           Helfen und für andere da sein, das macht Dominic Münzl   Menschen, die vor Freude weinen, weil man ihnen hilft,
           auch in seiner Freizeit: Ob ehrenamtlich bei der Freiwilli-  den Keller vom Schlamm zu befreien.“ Drei Tage dauert der
           gen Feuerwehr oder früher im Rettungsdienst. Deshalb ist   Einsatz von Dominic Münzl und Christoph Schmid –  ange-
           er auch sensibilisiert, als er Mitte Juli in den Medien von   fühlt hat es sich wie zwei Wochen. „Wir waren ziemlich
           der Flutkatastrophe im Westen Deutschlands hört. „Ich   geschafft danach, körperlich und emotional.“ Trotzdem
           habe schnell gemerkt, dass das größer und schlimmer ist   war es die richtige Entscheidung, ist sich Münzl sicher.
           als das, was man bisher kannte.“ Als er im Radio den ver-  Mittlerweile war er bereits ein zweites Mal vor Ort, diesmal
           zweifelten Hilferuf eines weinenden Bürgermeisters hört,   mit seinem Sohn Michael. Eines ist ihm am Schluss wich-
           entschließt er sich spontan, zu handeln. Er startet einen   tig: „Es geht hier nicht darum, mich zu profilieren. Eher
           Spendenaufruf auf Facebook, packt seinen Transporter voll  möchte ich auch anderen Mut machen, mitzuhelfen, Anteil
           mit Werkzeug, Pumpen, Stromaggregat und Babynahrung                      zu nehmen und anzupacken, wo Hilfe
           und fährt los. Mit an Bord ist sein DRW-Kollege Christoph                gebraucht wird.“ Das, findet Dominic
           Schmid, der sich sofort bereit erklärt hat, mitzufahren. Ziel            Münzl, sollte aber auch ohne Krisen
           ist das Helfer-Camp von Andreas Schwerter in Spessart,                   und Katastrophen selbstverständlich
           von dem Dominic Münzl über Facebook erfahren hat.                        sein.
                                                                                                       Markus Landherr
                                                                  Das Video vom Einsatz
                                                                  auf Facebook

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