Page 12 - DRW Gemeinsam - 02/2022
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„Dann müssten wir

       Einrichtungen schließen“


       Die parlamentarische Staatssekretärin im Bundes-
       familienministerium Ekin Deligöz (Bündnis 90/Die
       Grünen) informierte sich Mitte März an den Berufs-
       fachschulen des Dominikus-Ringeisen-Werks (DRW)
       in Ursberg über die Auswirkungen der Impfpflicht
       in Pflegeberufen und über die aktuellen Pläne der
       Einrichtung, ihre Angebote in der Pflegeausbildung
       nach Krumbach zu verlegen.                             Ekin Deligöz präsentiert die Werbekampagne für den Umzug der
                                                              Berufsfachschule für Pflege von Ursberg nach Krumbach. Mit
       An den Berufsfachschulen    neuen Standort und mehr    der parlamentarischen Staatssekretärin aus Berlin auf dem Bild
       werden Fach- und Hilfskräfte   Räumlichkeiten strebe man   (vlnr.): Martin Riß und Andrea Lutz vom DRW, Ulrike Kühner, Kreis-
       in der Heilerziehungspflege   eine Zweizügigkeit an, um   sprecherin der Grünen, Wolfgang Tyrychter und Schulleiter Ste-
       sowie in der generalisti-   mehr Absolventinnen und    fan Altstetter vom DRW. Interessenten können sich jetzt schon für
       schen Pflegeausbildung, der   Absolventen ausbilden zu   eine Pflegeausbildung in Krumbach bewerben.
       Kranken-, Kinder- sowie in   können. „Ab sofort können
       der Altenpflege samt Pflege-  die Bewerbungsunterlagen   heutigen gesellschaftlichen   richtungsbezogene Impf-
       fachhelfer ausgebildet. Bei   für das kommende Schuljahr   Ideal einer Work-Life-Balan-  pflicht auszusetzen und an
       dem offenen Gespräch mit    2022/23 in der Berufsfach-  ce. „Wenn aber immer weni-  ihre Stelle eine allgemeine
       Verantwortlichen des DRW    schule Pflege und Pflege-  ger Arbeitskräfte in der Pflege   zu setzen, die für alle Bevöl-
       wurde der Gast aus dem      fachhilfe eingereicht wer-  sind, lassen sich Dienstpläne   kerungsgruppen ab 18 Jah-
       Wahlkreis Neu-Ulm mit der   den“, warb Altstetter beim   nicht mehr sicher aufstellen,   ren gelte. Auch Stefan Alt-
       großen Sorge der Sozialein-  Termin.                   müssen immer öfter Pflege-  stetter von den Berufsfach-
       richtung konfrontiert, der                             kräfte für ausfallende Kolle-  schulen hat viele Gespräche
       Fachkräftemangel in Pflege-  75 Vollzeitstellen offen  ginnen und Kollegen ein-   mit Schülerinnen und Schü-
       berufen könnte langfristig   Die generelle Krise im Fach-  springen.“ Der massive Fach-  lern geführt, die nicht ge-
       sogar zu Schließungen von   kräftemarkt werde das kurz-  kräftemangel sei in der Coro-  impft sind. Viele seien be-
       DRW-Einrichtungen führen.   fristig jedoch nicht lösen, so   na-Krise besonders deutlich   reits am Ende ihrer Ausbil-
                                   Wolfgang Tyrychter vom Vor-  geworden. „Unser Personal   dung angelangt und stellten
       Anlass der Visite der Staats-  stand des DRW, obgleich es   ist sehr belastet durch diese   ihm die Frage, ob sie wegen
       sekretärin waren die Pläne   sehr gut sei, „dass wir selbst   große Anstrengung“, sagte   der Impfpflicht kurz vor dem
       des DRW, ihre Berufsfach-   Fachkräfte ausbilden, von   Tyrychter. Mit Stand von An-  Abschluss abbrechen müss-
       schule für Pflegeberufe nach   denen viele später bei uns   fang März 2022 seien im DRW   ten. „Die Diskussion hat gro-
       Krumbach zu verlegen (siehe   arbeiten. Dennoch fehlen   75 Vollzeit-Planstellen offen.   ße Unsicherheit unter den
       S. 14). Hier plant man im   einfach die Leute“, so der   Halte dieser Trend an, müsse   Studierenden ausgelöst“, so
       Herbst dieses Jahres den    erfahrene Sozialmanager.   man sich die schmerzliche   Altstetter.
       Start des Unterrichts in den   Schuld daran sind nach sei-  Frage stellen, ob man Einrich-  „Im Blick auf die Debatte
       Räumlichkeiten der ehemali-  ner Ansicht nicht etwa    tungen irgendwann nicht    bezüglich der einrichtungs-
       gen Fachoberschule an der   schlechtere Verdienstmög-  mehr betreiben könne: „Dann   bezogenen Impfpflicht ha-
       Bahnhofstraße. Mit dem      lichkeiten in der Pflege, die je   müssten wir Einrichtungen   ben wir zusammen mit un-
       neuen Standort verspreche   nach Ausbildung und Verant-  schließen.“              serer Mitarbeitervertretung
       man sich eine neue Wahr-    wortungsbereich mit den                               gute Gespräche mit Mitar-
       nehmung und Präsenz in der   Löhnen im Handwerk mithal-  Impfpflicht löst         beiterinnen und Mitarbei-
       Region verbunden mit einer   ten könnten. Vielmehr seien   Unsicherheit aus       tern geführt, die bisher noch
       besseren Verkehrsanbin-     in der Arbeit mit Menschen in   Auch die Debatte um die   nicht geimpft sind“, berichte-
       dung, so Schulleiter Stefan   Pflegeheimen und in statio-  einrichtungsbezogene Impf-  te der Vorstandsvorsitzende
       Altstetter. Knapp 20 Absol-  nären Einrichtungen der Be-  pflicht habe den Druck auf   des DRW Martin Riß. Zuhören
       ventinnen und Absolventen   hindertenhilfe Schichtdienste   die Pflegekräfte enorm ver-  und eine wertschätzende
       der beiden Ausbildungsgän-  unerlässlich, „weil wir uns   stärkt bis hin zur Ankündi-  Kommunikation seien für
       ge Pflegefachfrau/-mann     rund um die Uhr an sieben   gung Mitarbeitender, kündi-  ihn wichtige Grundlagen für
       sowie der einjährigen Aus-  Tagen der Woche um diese   gen zu wollen, so Tyrychter.   die Dienstgemeinschaft im
       bildung in der Pflegefachhil-  Menschen kümmern“, so Ty-  „Wir brauchen aber jede und   Dominikus-Ringeisen-Werk
       fe verlassen jährlich die Be-  rychter. Doch dieses Arbeits-  jeden“, bekräftige er. Tyrych-  und für das gesellschaftliche
       rufsfachschule. Mit dem     modell entspreche nicht dem   ter plädierte dafür, die ein-  Miteinander.



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