Page 2 - DRW Gemeinsam - 01/2022
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„Ich möchte meinen kleinen Teil


       in das große Werk einbringen“



       Martin Riß (36) ist seit 1. Januar 2022 Vorstands-
       vorsitzender des Dominikus-Ringeisen-Werks und
       Geistlicher Direktor der St. Josefskongregation.
       Im Interview verrät er, welche Beziehung er zu
       Menschen mit Behinderung hat und welche Rolle
       dabei ein schwerer Unfall spielt.
       GEMEINSAM: Herr Riß, wie    Anschließend musste ich mit
       groß ist Ihr Respekt vor der   dem Rettungshubschrauber
       neue Aufgabe?               ins Klinikum Augsburg geflo-
       Martin Riß: Meinen Dienst   gen und dort während eines
       im Dominikus-Ringeisen-     längeren Krankenhausauf-
       Werk und bei den Schwes-    enthalts wiederhergestellt
       tern der St. Josefskongrega-  werden. Viele Menschen, v.a.
       tion gehe ich mit Respekt,   auch in den Gesundheits-
       Demut, aber genauso mit     und Pflegeberufen, haben                                          Foto: Amelie Tress
       großer Freude und Gottver-  mir damals geholfen, dass                             GEMEINSAM: Wie sahen Ihre
       trauen an. Bei dieser Aufga-  ich wieder ins Leben zurück-  Das am eigenen Leibe zu   ersten Monate im DRW aus?
       be hilft mir ein Wort von Sr.   finden konnte. Dafür bin ich   erfahren, tut gut, schenkt Zu-
       Evangelista Höfer, die mir   sehr dankbar. Immer wieder   versicht und macht Mut. Ich   Martin Riß: In meiner frühe-
       ihren Dienst als Generalobe-  habe ich mich im Nachgang   möchte allen danken, die   ren Tätigkeit im Bischöfli-
       rin einmal so beschrieben   zu diesem für mich sehr    mich genau dies haben er-  chen Ordinariat Augsburg
       hat: „Ich habe immer ver-   prägenden Ereignis gefragt,   fahren lassen – besonders   war ich an sehr vielen Stel-
       sucht, meinen kleinen Teil in   wie es mir gelingen kann,   möchte ich meinen Vorgän-  lenwechseln beteiligt und so
       das große Werk einzubrin-   etwas von dem zurückzuge-  ger Direktor Walter Merkt   habe ich mich gefragt, wie
       gen.“ Auf diese Weise ist es   ben, was mir damals an Un-  und Generaloberin Sr. Katha-  mein eigener Wechsel gelin-
       ihr gelungen, ihren Dienst   terstützung zuteilgeworden   rina Wildenauer nennen.   gen kann. Heute kann ich
       mit großem Weitblick für die   ist. Ich betrachte meinen                          sagen: Hier im DRW gab es
       Gemeinschaft auszuüben. So   Dienst für die Menschen im           Du gehörst dazu.   für mich ein optimales
       möchte auch ich meinen      Dominikus-Ringeisen-Werk      Das habe ich im         ,Onboarding‘ (englisch für
       Dienst verstehen: Meinen    als Antwort darauf, die mir       DRW erfahren.       ,An-Bord-Nehmen‘, die Auf-
       kleinen Teil in das große   einen tiefen Sinn schenkt                             nahme neuer Mitarbeiten-
       Werk einbringen und da-     und Kraft für die große Ver-                          der, d. Red.). Ich wurde sofort
       durch unserer Gemeinschaft   antwortung, die mir übertra-  Dieses Wohlwollen schenken   in die Dienstgemeinschaft
       dienen.                     gen worden ist.            zu können, auf den Mitmen-  integriert und konnte mich
       GEMEINSAM: Wissen Sie noch,   GEMEINSAM: Wie gut sind Sie   schen zuzugehen, um ihm zu   schon seit Februar 2021 in
       was Ihnen durch den Kopf    mittlerweile angekommen    sagen ‚Komm zu uns, du     ganz unterschiedliche The-
       ging, als Sie davon hörten,   im DRW?                  gehörst dazu‘, und dieses   men einarbeiten. Vor allem
       welche Aufgabe Ihnen über-  Martin Riß: Von Anfang an   Wohlwollen, willkommen zu   auch dank des unermüdli-
       tragen werden sollte?       gab es für mich nur offene   sein, spüren zu können,   chen Einsatzes des erweiter-
                                                              wünsche ich uns allen im-
                                                                                         ten Vorstands mit Walter
       Martin Riß: Ich habe an ein   Türen im Dominikus-Ringei-  mer wieder aufs Neue. Das   Merkt, Michael Winter, Josef
       persönliches Erlebnis aus   sen-Werk und bei den       im Eingangsbereich des Mut-  Liebl und Wolfgang Tyrych-
       dem Jahr 2006 gedacht. Da-  Schwestern der St. Josefs-  terhauses in den Fußboden   ter. Ab September 2021 fan-
       mals hatte ich einen schwe-  kongregation. ‚Du gehörst   eingelassene ‚Salve‘ (lat. ‚sei   den Begegnungen und Ge-
       ren Verkehrsunfall. Bei der   dazu‘, so lautet eines der   gegrüßt‘), der freundliche   spräche mit Mitarbeiterin-
       Altpapiersammlung meiner    sieben Werke der Barmher-  Empfang und ein kurzer Aus-  nen und Mitarbeitern und
       Heimatpfarrei bin ich vom   zigkeit in heutiger Sprache.   tausch mit den Kolleginnen   den Menschen, die im Domi-
       Traktor gefallen, unter den                            und Kollegen an der Info-  nikus-Ringeisen-Werk leben
       Anhänger geraten und dann                              Zentrale erinnern mich je-  und arbeiten, statt.
       mehrere Meter mitgeschleift                            den Tag daran.
       worden.


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