Page 7 - DRW Gemeinsam - 01/2022
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Meine Meinung


        Einrichtungsbezogene Impfpflicht: Die Zeit läuft

        Es ist gut gemeint gewesen                            wenn es um die Beschnei-   ser Tage, ob sie weiterma-
        von der Politik: Menschen,                            dung von Grundrechten      chen wollen. Ein Bären-
        die durch das Corona-Virus                            geht) in unserer Gesell-   dienst für die Zukunft unse-
        besonders bedroht sind,                               schaft zu akzeptieren?     rer Einrichtungen.
        sollten auch besonders ge-                            l Die andauernden Qua-     l Die praktische Umsetzung
        schützt werden. Das Ergebnis:                         rantäne-Situationen in den   und die arbeitsrechtlichen
        Eine einrichtungsbezogene                             Teams kosten Kraft. Geimpf-  Konsequenzen des Gesetzes
        Impfpflicht für Mitarbeitende                         te befürchten, bald alleine   sind weitgehend ungeklärt.
        in Pflegeberufen bzw. Berufs-                         den Dienst machen zu müs-  Sicher ist aber jetzt schon,
        gruppen, die in Pflegeein-                            sen, was sich wiederum im   dass sie viel Zeit und Res-
        richtungen arbeiten. Jetzt                            Ärger auf nicht Geimpfte   sourcen binden werden.
        aber sind Verunsicherung                              Luft macht. Das haben un-
        und Unmut darüber groß:                               sere Pflegekräfte nicht ver-  Der Deutsche Caritasver-
        Nicht geimpfte Mitarbeitende                          dient. Sie haben gemein-   band und der Caritas Be-
        fühlen sich bedrängt, Träger                          sam in dieser Pandemie     hindertenhilfe und Psychia-
        fragen sich, wie das Gesetz                           schon so viel geleistet und   trie e.V. fordern zu Recht die
        umgesetzt werden soll und   stationären Einrichtungen   viel auf sich genommen, um   allgemeine Impfpflicht als
        befürchten einen Aderlass   ist das eine, ihr Recht auf   Menschen mit Behinderung   einen Akt „gelebter Solida-
        von Arbeitskräften. Die Ner-  Teilhabe am öffentlichen   und Menschen im Alter so   rität“. Auch das DRW wirkt
        ven sind angespannt, denn:   Leben das andere. Sie wol-                          auf die Politik ein. Und es
                                   len wieder raus. Schon zwei   gut wie möglich durch die   sagt an die Adresse seiner
        l Die Impfpflicht gilt nur für   Jahre verbieten die Kontakt-  Pandemie zu bringen.   Mitarbeitenden: „Lasst euch
        Mitarbeitende, nicht aber für   beschränkungen Feiern,   l Bei dieser Impfpflicht   impfen!“ Die Argumente
        die Klienten oder deren An-  Treffen, sogar Werk- und   trägt die Last nur eine Bran-  dafür oder dagegen liegen
        gehörige. Sie gilt zwar für   Förderstätten waren für   che, bis hin zu einem fakti-  längst auf dem Tisch. Ent-
        Mitarbeitende im Gruppen-  Heimbewohner lange tabu.    schen Beschäftigungsverbot   scheiden muss sich jeder
        dienst von Heilpädagogi-   Käme nur die Teil-Impf-    für nicht Geimpfte. Wandern   und jede selbst. Ich hoffe,
        schen Heimen für Kinder,   pflicht, müssten diese Men-  Fachkräfte ab, weil sie sich   dass noch viele diesem
        nicht aber für Lehrerinnen   schen, solange die Pande-  nicht impfen lassen möch-  Aufruf folgen – auch ohne
        und Lehrer, die die gleichen   mie andauert, weiterhin auf   ten, wirkt das zudem wie   Pflicht. Ich bin überzeugt,
        Kinder täglich unterrichten.   vieles verzichten, denn es   ein Brandbeschleuniger in   dass es gut ist, sich impfen
        So bleiben Infektionsketten   würde sich dadurch nur   einem ohnehin schon sehr   zu lassen. Aber die Zeit läuft
        in stationären Wohneinrich-  wenig für sie ändern. Wie   geschwächten Pflegesystem.   – für alle Beteiligten.
        tungen unvermeidlich.      lange sind wir noch bereit,   Auch viele Auszubildende
        l Der Schutz von Men-      solche „Kollateralschäden“   in der Heilerziehungs- und       Manuel Liesenfeld
                                                                                                   Redaktionsleiter
        schen mit Behinderung in   (welch zynisches Wort,     Altenpflege fragen sich die-



       125 Jahre St. Josefskongregation                                                  ternzahl die kirchliche Stif-
                                                                                         tung Dominikus-Ringeisen-
       Die St. Josefskongregation   125 Jahre bewegter Geschich-                         Werk und sicherten so die
       wurde am 31. Januar 125 Jahre   te liegen hinter den Ordens-                      Zukunft der Einrichtung.
       alt. 1897 erhielt Dominikus   schwestern, die über viele
       Ringeisen die staatliche Ge-  Jahrzehnte für das Domini-                          Bis heute sind das Domini-
       nehmigung für eine Ordens-  kus-Ringeisen-Werk und sei-                           kus-Ringeisen-Werk und die
       gemeinschaft. Am 2. Februar   ne Entwicklung verantwort-                          St. Josefskongregation eng
       teilte er die erfreuliche Nach-  lich waren. Schwierige Zeiten   die Gründung der Fachschule   miteinander verbunden.
       richt den Schwestern mit, die   wie die Weltwirtschaftskrise   1970 oder die mehrere Jahr-  Wir gratulieren zum Jubiläum
       bis dahin in einer losen Ge-  oder die schrecklichen Ereig-  zehnte dauernde Generalsa-  und sagen danke für alles,
       meinschaft gelebt und gear-  nisse während des NS-Re-  nierung in Ursberg.        was die Schwestern in den
       beitet und ihn beim Aufbau   gimes, dem 379 Menschen   Zum 1. Januar 1996 gründe-  vielen Jahrzehnten ihres Wir-
       seiner Einrichtungen für Men-  mit Behinderung zum Opfer   ten die Schwestern der St.   kens für das Dominikus-Ring-
       schen mit Behinderung un-   fielen, aber auch Zeiten des   Josefskongregation aufgrund   eisen-Werk und seine Men-
       terstützt hatten. Nun hatten   Aufbruchs wie die Professio-  des Rückgangs der Schwes-  schen getan haben.
       die Frauen Absicherung und   nalisierung der Hilfe für Men-
       Zukunftsperspektive erhalten.  schen mit Behinderung durch   Infos unter: www.st-josefskongregation-ursberg.de


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