Page 3 - DRW Gemeinsam - 01/2022
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Ich werde nie vergessen, mit
welcher Freundlichkeit und
Herzlichkeit mich die Be-
wohnerinnen und Bewohner
mit Hörbeeinträchtigung am
Vorplatz ihres Hauses be-
grüßt haben. Nach dieser
Begegnung habe ich ge-
wusst: Hier bin ich willkom-
men! Diese Erfahrung habe
ich in allen weiteren Begeg-
nungen an den vielen Stand-
orten unseres DRW gemacht,
besonders auch in den ver-
schiedenen Gottesdiensten,
die ich zusammen mit Men-
schen mit Behinderung ge-
GEMEINSAM: Gibt ein Thema, die Persönlichkeit unserer Einrichtung für Menschen feiert habe. Dabei fühle ich
das Ihnen dabei schon Klienten entfalten zu kön- mit Behinderung zwischen mich des Öfteren wie einer
heute besonders wichtig nen. Für diese Aufgabe gilt Gundelfingen und Günzburg, der Emmausjünger. Indem
geworden ist? es in den verschiedenen zu Fuß unterwegs gewesen sich Menschen mit Behinde-
Martin Riß: Gerade die Besu- Bereichen für die notwendi- und haben dort gemeinsam rung in den Gottesdienst
che in Einrichtungen, in de- gen Ressourcen zu sorgen. Gottesdienst gefeiert. Sich einbringen, werden mir im-
nen Menschen mit erworbe- im Miteinander auf den Weg mer wieder aufs Neue die
ner Hirnschädigung leben, Raum geben, machen, unterwegs mit den Augen für die Anwesenheit
haben mich – auch aufgrund damit Mitarbeitende Menschen reden – den Sinn Gottes unter uns Menschen
meines eigenen Unfalls – der Schrift erschließen, wie geöffnet.
sehr nachdenklich gemacht. ihre Fähigkeiten zum es Jesus auf dem Weg nach GEMEINSAM: Wann sind Sie
Bei einer dieser Begegnun- Wohlergehen der Emmaus mit den Jüngern dem DRW zuerst begegnet?
gen wurde mir mitgeteilt, uns anvertrauten getan hat (nachzulesen in Martin Riß: Dem DRW bin ich
dass der Bedarf an Plätzen Lukas 24,13-35; d. R.) – das früher schon öfter begegnet.
für Menschen mit erworbe- Menschen entfalten Brot brechen und den Lob- Während meiner Schulzeit
ner Hirnschädigung sehr können. preis sprechen … Wenn ich bin ich einmal zusammen
hoch ist und bei weitem die Emmaus-Geschichte lese mit einer Gruppe aus meiner
nicht alle Menschen aufge- und betrachte, dann habe Heimat mit dem Fahrrad von
nommen und betreut wer- Ebenso zentral bei all ich diese ersten Berührungs- Gundelfingen nach Ursberg
den können. Weitere The- unserem Handeln sind die punkte mit Menschen mit gefahren, um das DRW zu
men sind: Wie können wir Bewahrung der Schöpfung Behinderung immer vor besuchen. Weil ich in meiner
die Menschen in den ver- und ein nachhaltiger Um- Augen. Heimat auch in einer Thea-
schiedenen Berufsfeldern gang mit den uns anvertrau- GEMEINSAM: Und in Ihrer tergruppe mitgewirkt habe,
für den Dienst am Menschen ten Ressourcen. jetzigen Heimat Ursberg? kann ich mich noch gut dar-
gewinnen und wie können GEMEINSAM: Hatten Sie frü- Martin Riß: Gleich nach mei- an erinnern, wie wir jedes
wir die Kolleginnen und Kol- her schon Begegnungen mit nem Dienstbeginn im Sep- Jahr im Kostümverleih der
legen, die sich tagtäglich für Menschen mit Behinderung? tember 2021 bin ich einmal St. Josefskongregation die
die Menschen einsetzen, Martin Riß: In meiner Hei- vom Mutterhaus nach St. entsprechenden Gewänder
stärken, so dass sie weiter- mat Gundelfingen an der Maria in Ursberg gelaufen ausgeliehen haben. Beson-
hin ihren Dienst ausüben Donau sind wir jedes Jahr und dabei am Haus St. Anto- ders auch während meiner
können? Ebenso ist es mir am Ostermontag auf dem nius vorbeigekommen. Tätigkeit im Bischöflichen
ein Anliegen, wie einst schon sogenannten „Emmausgang“ Ordinariat hatte ich immer
für Dominikus Ringeisen, zum Emmausheim, einer wieder Begegnungen mit
durch vielfältige Angebote dem DRW.
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