Page 22 - DRW Gemeinsam - 10/2021
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Nachrichten
Theo Waigel
zu Besuch in Ursberg
Die Ursberger Fugel-Ausstellung
lässt in Theo Waigel die eigene Kindheit
lebendig werden
Die Ausstellung des religiösen Künstlers Gebhard Fugel
(1863-1939) in der Alten Ökonomie des Dominikus-Ringei-
sen-Werks am Josefsplatz in Ursberg: Als Beitrag zum Theo Waigel (2. v.r.) ist Schirmherr der Fugel-Ausstellung
25-jährigen Stiftungsjubiläum des Dominikus-Ringeisen- in Ursberg. Auf dem Foto außerdem (v.l.n.r.): Peter Betscher
Werks hat der Religionspädagogische Fachdienst des DRW (DRW), Bürgermeister Peter Walburger, Kaplan Anum Terfa
die Schau zusammengetragen. Im September gab es einen Malachy, Geistlicher Direktor Walter Merkt, Kurator Martin
kleinen Festakt mit dem Schirmherrn Dr. Theo Waigel. Wai- Dietmaier-Koch sowie Martin Riss, stellvertretender Geistli-
gel gab in seinem Grußwort einen tiefen persönlichen Ein- cher Direktor
blick darin, welche Emotionen die Bilder bei ihm auslösen.
Fugel, der u.a. das Jerusalem-Panorama in Altötting schuf, drohend, sondern im Gegenteil inmitten der Menschen
malte biblische Szenen, die als Schulwandbilder im Religi- und ihres Alltags ist. In ihrer einfachen Bildsprache bräch-
onsunterricht Verwendung fanden, darunter alttestament- ten die Bilder die Botschaft, dass jeder bedingungslos bei
liche Inhalte, vor allem aber das Leben von Jesus Christus Jesus Christus angenommen sei, so Waigel.
von seiner Geburt bis zu seiner Auferstehung. Eingesetzt Nie be- oder verurteilt
wurden Schulwandbilder bis zur Mitte des 20. Jahrhun-
derts zudem im Geografie- und im Naturkundeunterricht. Diese Theologie habe er später bei dem von ihm tief ver-
Fugel hatte einen starken persönlichen Bezug zu Ursberg, ehrten Freund und Religionsphilosophen Eugen Biser wie-
dessen ehemalige 1934 ausgebrannte Kapelle St. Maria er dergefunden, der sein Werk „Der inwendige Lehrer“ Waigel
ausmalte. Außerdem wohnte seine Enkelin hier, die er re- widmete. Auch die Texte des in Ursberg geborenen Theolo-
gelmäßig besuchte. Schließlich war da noch Schwester gen und Religionswissenschaftlers Joseph Bernhart hätten
Bernarda von der St. Josefskongregation, die er persönlich ihn auf seinem Lebens- und Glaubensweg tief geprägt, so
in der Malerei ausbildete. Waigel. Angenehm in Erinnerung seien ihm zudem die
Schwestern der St. Josefskongregation Ursberg, von denen
Fugel verschaffte Abwechslung er bei sehr schwierigen persönlichen Lebensentscheidun-
Der aus Oberrohr stammende Bub Theo Waigel lernte die gen nie Worte der Be- oder gar der Verurteilung gehört
Bilder Fugels im Religionsunterricht der Volksschule ken- habe. Die St. Josefskongregation hatte nach über 100 Jah-
nen. Die positive Erinnerung daran speiste sich für ihn ren der Leitung das Dominikus-Ringeisen-Werk vor 25 Jah-
jedoch zunächst nicht aus ihrer biblischen Botschaft. Viel- ren in eine kirchliche Stiftung überführt.
mehr durfte er – wie er in seinem Grußwort erzählte – ge- Martin Dietmaier-Koch, Kurator der Ausstellung, führte
meinsam mit Schulkameraden die Wandbilder zum Unter- anschließend in die Wirkungsgeschichte der Kunst von
richt über den Pfarrhof zur Schule tragen – für ihn ein paar Gebhard Fugel ein und berichtete von seiner spannenden
Minuten willkommener Abwechslung von der „grauen Ein- Suche nach Exponaten auf den Spuren Fugels, die ihn
seitigkeit“ seiner Schultage, deren Pädagogik geprägt ge- durch allerlei Kellergewölbe, Archive und Speicher in Urs-
wesen sei von einer „Religion der Angst“ und einer falsch berg führte. „Gebhard Fugel gehört zu den wichtigen Er-
verstandenen Gottesfurcht. neuerern einer christlichen Kunst in der Zeit um 1900 und
Auf der anderen Seite sieht Waigel – langjähriger Bundes- es lohnt sich eine eingehende Betrachtung und Wieder-
politiker, weitgereister Finanzminister und Ehrenvorsitzen- entdeckung“, sagte Dietmaier-Koch.
der der CSU – in den Bildern Fugels den Beginn seiner
Emanzipation von einem strengen religiösen Zeitgeist, wie Alle Informationen zur
ihm in der Rückschau klar geworden sei. Denn die Bilder Ausstellung gibt es hier:
Fugels stellten einen anderen Jesus dar als den Gott, der www.drw.de/fugel
ihm lange gepredigt worden sei. Einen „unbedingt lieben-
den Gott“, Christus als Menschenfreund, der nicht fern und
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